Allgemein Verbandsarbeit

Im Gespräch mit Reinhold Pix

Ende April waren Vorstand und Geschäftsführung des Landeswaldverbands (LWV) zu Gast bei Reinhold Pix MdL, dem forstpolitischen Sprecher der Grünen im Landtag. Anlass war der fachliche Austausch zu aktuellen waldpolitischen Themen. Zur Sprachen kamen unter anderem die Weiterentwicklung des Rotwildmanagements, die Zukunft der Holzverwendung und die Plastikreduktionsstrategie für den Wald.

Nah dran am Wald und an den Menschen, die in und mit ihm arbeiten

Reihold Pix ist studierter Forstwissenschaftler und Sprecher für Wald und Wild der Fraktion Grüne. Demzufolge interessiert er sich von Haus aus für die Themen, die die Waldbewirtschafter im Land beschäftigen. Explizit lobte er die Arbeit der Menschen, die in und mit dem Wald arbeiten. Die Bedeutung der aktiven Waldbewirtschaftung für die Zukunft der Wälder kam ebenfalls zur Sprache.

„Der Landeswaldverband ist gemeinsamer Ansprechpartner und Interessenvertretung der Wald- und Forstvereine aus Baden-Württemberg. Wir sind uns unserer herausgehobenen Rolle im waldpolitischen Dialog jederzeit bewusst und freuen uns darüber, die Waldpolitik im Land aktiv mitzugestalten“, unterstrich Dietmar Hellmann, Vorsitzender des LWV.

LWV zu Gast bei Reinhold Pix
Im Bild v.l.n.r.: Prof. Dr. A. Petkau (LWV-Vorstand), U. Potell (LWV), Dr. O. Bour (LWV-Geschäftsführung), R. Pix MdL, D. Hellmann (LWV-Vorsitzender)

Vielfalt im Wald braucht Vielfalt in der Diskussion

Im Fokus aktueller Politik steht beispielsweise die Modernisierung des Rotwildmanagements im Land. An dieser laufenden Diskussion um die Weiterentwicklung der vorhandenen Rotwildgebiete zu einem landesweiten Managementsystem beteiligen sich Akteure aus Wissenschaft, Politik und Verbänden. Wir waren uns einig, dass zeitgemäßes Rotwildmanagement sowohl die Bedürfnisse des Rotwildes als auch die Anforderungen der betroffenen Akteure abbilden muss.

„Der Landeswaldverband übernimmt in diesem Zusammenhang eine moderierende Rolle. Deshalb führen wir im Juli eine Rotwildtagung mit den relevanten Akteuren durch“, erläuterte Hellmann. „Denn Rotwild braucht in seinem Sekundärlebensraum Wald ein besonders effizientes Management, damit sich die klimaresilienten Mischwälder der Zukunft weitgehend ungestört entwickeln. Dabei nehmen wir auch die Ansprüche der Hirsche an ihren Lebensraum besonders in den Blick.“

Wald der Zukunft – Mehr Laubholz, mehr Holzbau?

Alle Anstrengungen der Waldwirtschaft konzentrieren sich derzeit auf die aktive Gründung und Entwicklung klimaresilienter Mischwälder. Diese gelten als besonders flexibel beim Auftreten von Extremwetter und anderen Störungen. Die Folge wird eine rasche Zunahme von Laubholz in der Holzverwendung in den nächsten Jahrzehnten sein.

Die in Zukunft häufiger vorkommende Buche eignet sich aufgrund ihrer Holzeigenschaften nur bedingt für den Holzbau. Die im Vergleich zur Fichte hohe Holzdichte, die geringere Elastizität und die kürzeren Stammholzabschnitte schaffen technische Probleme, für die wir Lösungen brauchen. Auch die Sägeindustrie muss sich an mehr heimisches Laubholz anpassen.

Pix blickt diesbezüglich optimistisch in die Zukunft: „Den Holzbau wollen wir massiv vorantreiben. Das bedeutet auch, die Wälder aktiv und dauerhaft zu bewirtschaften.“

Für Hellmann liefert auch das Ersetzen von emissionsreichen Baustoffen ist ein klares Argument für die dauerhafte Waldbewirtschaftung: „Wir müssen in erster Linie Emissionen einsparen. So helfen wir dem Wald auch auf lange Sicht. Dafür ist Holzbau sehr wichtig, denn Holz kann klimaschädlichere Baustoffe ersetzen und speichert als Bauholz den Kohlenstoff besonders lange. An der Laubholzverwendung muss daher konsequent weitergeforscht werden.“

Zur chemischen Umwandlung und technischen Verwendung von Laubholz forscht momentan das Technikum Laubholz in Blaubeuren.

Plastik im Wald – Ärgernis und Handlungsfeld

Nachdem der Landeswaldverband gemeinsam mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und dem Cleanup Network am 19.03.2022 den ersten überregionalen Waldputztag (Forest Cleanup Day) veranstaltet hatte, sprachen die Verbandsvertreter auch Herrn Pix auf die Situation des Waldes an: Zu viel Plastik landet im Wald und häufig verbleibt es dort bis zu seiner Verrottung.

„Plastikreduktion im Wald ist ein wichtiges Thema für den Landeswaldverband“, erklärte Hellmann. „Deshalb haben wir uns gemeinsam mit den Forschern der Forsthochschule Gedanken über eine Plastikreduktionsstrategie für den Wald gemacht. Diese beschränkt sich nicht nur auf die Wuchshüllen, die durch die reguläre Waldbewirtschaftung ausgebracht werden. Wir wollen zuerst einmal wissen, wie viel Plastik insgesamt in unseren Wäldern landet. Erst danach können wir den Plastikablagerungen wirksam begegnen.“

Weiterführende Informationen

Unsere Position zum Rotwildmanagement in Baden-Württemberg.

Die aktuelle Forschung zum Rotwildmanagement der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg.

Der Wildtierbericht 2018 der FVA kann über das Wildtierportal heruntergeladen werden. Ab Seite 119 wird darin das Rotwildmanagement erläutert.

Unserer Vision vom Wald der Zukunft haben wir eine besondere Rubrik gewidmet.

Der Landeswaldverband berichtete über den Forest Cleanup Day, den ersten überregionalen Waldputztag in Deutschland.

Die Aktion wurde unter forest-cleanup-day.de beworben. Viele Regionen in Baden-Württemberg und in weiteren Bundesländern haben sich beteiligt.

Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg forscht im Augenblick an Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen, die sich unter Waldbedingungen rückstandsfrei zersetzen sollen.

Beitragsbild: Landeswaldverband 2022