Verbandsarbeit

Rotwildtagung 2022 – Ergebnis

Am 19.07.2022 haben der Landeswaldverband Baden-Württemberg e.V. (LWV) und ForstBW die Rotwildtagung Baden-Württemberg 2022 durchgeführt. Zur Veranstaltung im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart kamen 80 Vertreterinnen und Vertreter der Fachöffentlichkeit zusammen, um über eine waldverträgliche Weiterentwicklung des Rotwildmanagements in Baden-Württemberg zu sprechen. Die Ergebnisse der Tagung haben wir in einem Tagungsband zusammengefasst.

Wie geht es dem Rotwild in Baden-Württemberg?

Das Rotwild lebt in Baden-Württemberg in fünf Gebieten, überwiegend in bewaldeten Höhenlagen von Mittelgebirgen, mit einem hohen Anteil von Staatswald. Außerhalb wird es nicht geduldet. Die Rotwildgebietsbildungsverordnung aus dem Jahre 1958 trifft diese Festlegung und schränkt damit die Bewegungsmöglichkeit der Wildtiere ein.

Wald als Lebensraum ist für die Tiere nur zweite Wahl. Sie benötigen offene und halboffene Landschaften. Die starke Zerschneidung der Landschaft in Baden-Württemberg durch Siedlungen und Verkehrsinfrastruktur sowie die ausgeräumten Fluren lassen eine Ausbreitung in den primären Lebensraum jedoch nicht zu. Sie führen außerdem dazu, dass eine Vernetzung der Populationen zwischen den Gebieten stark erschwert wird.

Zuletzt wurde durch eine deutschlandweite genetische Untersuchung von Rotwild belegt, dass einzelne Populationen Anzeichen einer genetischen Verarmung aufweisen. Für Baden-Württemberg stehen detaillierte Ergebnisse noch aus.

Was braucht der Wald?

Der Wald in Baden-Württemberg befindet sich derzeit in einem rapiden Wandel. Die Anpassung an den fortschreitenden Klimawandel stellt die Waldbewirtschafter vor immense Herausforderungen. Der Druck von Schalenwild auf den Wald trägt wesentlich zur Entmischung von Waldbeständen bei, zulasten ihrer Vielfalt und Resilienz.

Die Unterdrückung der Baumarten Weißtanne und Eiche ist auf weiter Fläche durch Gutachten dokumentiert. Hierbei spielt das flächig vorkommende Rehwild eine entscheidende Rolle. Rotwild schält zusätzlich mittelstarke Bäume, es verbeißt die Leittriebe junger Bäume auch noch in anderthalb Metern Höhe und kann ganze Waldbestände bis zur Verbuschung abwerten – wenn es kein zielgerichtetes, modernes und waldverträgliches Management erfährt.

Lösungsansätze für erfolgreiches Rotwildmanagement

Es gibt erfolgreiches Rotwildmanagement innerhalb und außerhalb Baden-Württembergs. Dafür müssen die Lebensraumansprüche der Tiere, die Populationsgrößen und die Ansprüche der Waldbewirtschafter in Einklang gebracht werden. Diesem Gedanken folgte auch der Ablauf der Rotwildtagung 2022, den wir hier für Sie zusammengefasst haben.

Begrüßung und Einführung durch Sarah Schweizer MdL (CDU) und Reinhold Pix MdL (Grüne)

Zu Beginn der Veranstaltung führten uns Sarah Schweizer MdL, forst- und jagdpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion und Reinhold Pix MdL, forst- und jagdpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Grünen, in die aktuellen politischen Hintergründe und Debatten zur Weiterentwicklung des Rotwildmanagements in Baden-Württemberg ein.

Impulsvorträge zum Rotwild – Stimmen aus Forschung, Praxis und Waldbewirtschaftung

Expertinnen und Experten stellten uns die Chancen und Risiken des erweiterten Rotwildmanagements in Baden-Württemberg vor. Dabei griffen sie auf ihr eigenes umfangreiches Fachwissen und ihre persönlichen Erfahrungen zurück. Im Zentrum der Betrachtung stand die Konfliktlinie zwischen Waldbewirtschaftung und Rotwildmanagement.

Die Expertinnen und Experten sprachen außerdem über die zu erwartenden Kosten von Rotwild, das nicht auf Rotwildgebiete begrenzt ist und gewährten uns einen Blick hinter die Kulissen von forstbetrieblicher Praxis und angewandtem Rotwildmanagement.

Die Vortragenden im Überblick:

  • Aktuelle Forschung zur Weiterentwicklung des Rotwildmanagements:
    Dr. Rudi Suchant, Leiter des Wildtierinstituts der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
  • Grenzen der Jagd beim Management von Rotwild:
    Dr. Jens Borchers, Leiter des Forstbetriebs Fürst zu Fürstenberg
  • Kosten für die Waldbewirtschaftung bei Rotwildvorkommen:
    Michael Duhr, Vorstand einer Jagdgenossenschaft in Brandenburg
  • Praxis des Rotwildmanagements zwischen Rotwildgebieten:
    Simon Stahl, Leiter des Forstbezirks Mittlerer Schwarzwald, ForstBW

Podiumsdiskussion mit den Akteuren

Nach den Impulsvorträgen wechselten die Referenten aufs Podium und diskutierten, moderiert von LWV-Geschäftsführerin Dr. Odile Bour, miteinander und mit dem Publikum. Wortmeldungen und Diskussionsbeiträge aus dem Publikum halfen uns dabei, ein umfassenderes Bild von erfolgreichem Rotwildmanagement in Wäldern zu zeichnen.

Zusätzlich zu den Impulsgebern diskutierten auf dem Podium:

  • Regina Merklein, Landesjagdverbandes Baden-Württemberg e.V. (LJV)
  • Johannes Enssle, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg
  • Prof. Rainer Wagelaar, Ökologischer Jagdverein Baden-Württemberg (ÖJV)

Unsere Leitfragen

Wir ließen uns in der Rotwildtagung von den beiden Fragen leiten:
Wie helfen wir dem Rothirsch? – Und: Was braucht der Wald?

Die Ergebnisse der Rotwildtagung zeigen uns umfangreiche Lösungsansätze für ein erfolgreiches Rotwildmanagement auf, die wir Ihnen gerne zur Verfügung stellen.

Der Tagungsband zum Herunterladen

Der Tagungsband zur Rotwildtagung Baden-Württemberg 2022 zum Herunterladen im pdf-Format

Weiterführende Informationen

Die Position des Landeswaldverbandes „Die Rotwildgebiete in Baden-Württemberg haben Zukunft!“

Die gemeinsame Pressemitteilung von LWV und ForstBW zur Rotwildtagung Baden-Württemberg 2022

Lesen Sie auf der Seite von Sarah Schweizer MdL: CDU-Landtagsfraktion initiiert Gespräche zur Weiterentwicklung der Rotwildgebiete