Mehr als 1000 Freiwillige sammelten über 10 Tonnen Müll
Forest Cleanup Day – Der Waldputztag
Am bundesweit 1. überregionalen Waldputztag, dem Forest Cleanup Day am 19.03.2022, folgten in Baden-Württemberg und darüber hinaus mehr als 1000 Freiwillige dem Aufruf „Befreie deinen Wald vom Müll!“ Initiiert wurde der Waldputztag vom Landeswaldverband Baden-Württemberg e.V. (LWV), dem Projekt „TheForestCleanup“ der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und dem Cleanup Network e.V.
Überregional erfolgreich – Ein sauberer Wald motiviert die Menschen
Allein in Heidelberg sammelten über 250 hochmotivierte Menschen rund um den Königsstuhl. Im Enzkreis kamen mehr als 150 fleißige Menschen zusammen und befreiten die Wälder bei Wurmberg und Birkenfeld vom Müll.
Rund um die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und im Kreis Tübingen waren nochmals ungefähr 200 Waldbegeisterte aktiv, darunter organisierte Gruppen von NABU, DAV und CDU Tübingen. Im Stuttgarter Bopserwald hinterließen mehr als 50 Waldhelferinnen und -helfer unter Anleitung des Cleanup Network eine Spur der Sauberkeit.
Ähnlich viel Zulauf hatten zeitgleiche Sammlungen in Karlsruhe, Mannheim und Biberach/Riß und in den Bundesländern Thüringen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen.
Mehr als 10 Tonnen Müll – Aber das Mikroplastik bleibt im Wald
Bei den Sammlungen kamen nach abschließendem Wiegen deutlich über 10 Tonnen Müll zusammen! Einen erheblichen Anteil am Ergebnis hatten Verpackungsmüll und Plastikflaschen. Der Forest Cleanup Day zeigt sehr eindrücklich, dass viel zu viel erdölbasiertes, schwer zersetzbares Plastik in das Ökosystem Wald eingetragen wird.
Und ein weiteres Problem wird offensichtlich: Mikroplastik aus Reifenabrieb oder teilweise zersetztem Wurfmüll kann nicht von Hand eingesammelt werden und verbleibt langfristig im Ökosystem.
Wie viel Müll und Plastik liegen im Wald? – Das weiß niemand!
„Niemand kennt bisher die vorhandene Last an Plastik in Wälder und niemand weiß, wie viel Plastik ständig dazukommt. Das kann aus unserer Sicht nicht so weitergehen! Baden-Württemberg braucht eine Plastikreduktionsstrategie für den Wald!“, fordert Dr. Odile Bour, Geschäftsführerin beim Landeswaldverband.
„Die United Nations Environment Assembly hat Anfang März 2022 die Einrichtung einer rechtsverbindlichen Regelung zur Beendigung von Plastikeinträgen in die Natur beschlossen (UNEA). Die politischen Akteure aller Ebenen sind nun aufgefordert, sich für Plastikreduktion einzusetzen und Strategien zur Vermeidung und/oder zur Verringerung von Plastikeinträgen in die Natur zu entwickeln“, so Bour.
Eine Plastikreduktionsstrategie für den Wald ist dringend notwendig
Der Landeswaldverband und die Wissenschaftler aus dem Projekt „TheForestCleanup“ der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg schlagen folgendes Vorgehen vor:
- Der erste Schritt ist Einführung eines landesweiten Monitorings für Plastikeinträge in die Waldökosysteme als Basis für eine Plastikreduktionsstrategie. Die Frage dabei lautet: Wieviel Plastik landet in Baden-Württemberg jährlich in Waldökosystemen?
- Wir brauchen eine politisch breit angelegte Diskussion und Zusammenarbeit der Ministerien mit Waldbesitzern und Verbänden mit dem Ziel einer gemeinsam Plastikreduktionsstrategie.
- Erarbeitung einer gemeinsamen Plastikreduktionsstrategie zu den Aspekten Quellen, Vermeidung, Alternativen, Akteure und Mechanismen.
- Schrittweise Operationalisierung der schlagkräftigen übergeordneten Plastikreduktionsstrategie Wald für die Ebene der Kommunen und der Forstbetriebe.
- Einführung und Erprobung eines einfach und leicht zu handhabenden Regelwerks für die plastikarme bzw. plastikfreie Bewirtschaftung der Wälder. Damit sind in erster Linie erdölbasierte, nicht unter Waldbedingungen biologisch abbaubare Kunststoffe gemeint.
- Langfristige wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung der Strategie durch Monitoring von Plastikeinträgen sowie die Identifizierung der Quellen für Plastik im Wald.
- Ein Zertifizierungssystem für „plastikarme“ und „plastikfreie“ Wälder ist ein mögliches Ziel bei der Umsetzung der Strategie.
Fachgespräch mit Politik bildet Auftakt weitere Diskussionen
Im Anschluss an die Sammlung führten die Organisatoren der Forest Cleanup Day und Vertreter der Unternehmen Joma-Polytec GmbH und Tecnaro GmbH eine offene Diskussion mit Staatssekretärin Sabine Kurtz MdL, Oberbürgermeister Stephan Neher und Christoph Naser vom CDU Kreisverband Tübingen.
Dabei erläuterte Prof. Dr. Sebastian Hein von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg die aktuellen Forschungsergebnisse im Bereich der biobasierten, unter Waldbedingungen biologische abbaubaren Wuchshüllen. Dr. Odile Bour vom Landeswaldverband skizzierte das mögliche Vorgehen für eine umfassende „Plastikreduktionsstrategie Wald“.
Das gemeinsame Ziel, dass in Zukunft weniger Plastik in das Ökosystem Wald gelangen soll, wurde von allen Beteiligten unterstrichen. Nach diesem Auftakt wurden weitere Gespräche vereinbart.
Weitere Informationen
Der Landeswaldverband berichtete über den Forest Cleanup Day, den ersten überregionalen Waldputztag in Deutschland.
Die Aktion wurde unter theforestcleanup.de beworben. Viele Regionen in Baden-Württemberg und in weiteren Bundesländern haben sich beteiligt.