Pressemitteilung

Waldzustandsbericht 2021: Baustelle Wald

Am 12. November 2021 wurde der Waldzustandsbericht 2021 durch Forstminister Peter Hauk MdL vorgestellt. Der Landeswaldverband Baden-Württemberg e.V. (LWV) begrüßt das Bekenntnis des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, die aktive Waldwirtschaft zu fördern und stärken. Gleichzeitig sind wir sehr besorgt, dass der Stellenwert der Waldwirtschaft für den Klimaschutz von der Regierung bisher nicht im Klimaschutzgesetz berücksichtigt wurde. Ein dauerhaftes Honorierungssystem für Ökosystemleistungen im Wald lässt ebenfalls noch auf sich warten, obwohl für die Waldbesitzer auf der „Baustelle Wald“ derzeit hohe Investitionskosten anfallen.

Bewirtschaftete Wälder sind Klimaretter

Aktiv bewirtschaftete Wälder haben die besten Chancen, sich kurzfristig an den Klimawandel anzupassen und nur Wälder im Wachstum speichern atmosphärischen Kohlenstoff in der oberirdischen Biomasse. Absterbende Wälder setzen dagegen CO2 frei. Die gezielte Entwicklung klimaresilienter Mischwälder durch waldbauliche Maßnahmen unterstützt die natürliche Anpassungsfähigkeit, indem sie zukünftige Klimaszenarien vorwegnimmt.

Dafür muss die Liste der geförderten Baumarten und Behandlungskonzepte vielfältiger werden. Der ökologische Rohstoff Holz bietet zudem die Möglichkeit, Kohlenstoff außerhalb des Ökosystems Wald zu speichern und klimaschädliche Baustoffe zu substituieren. Im besten Fall wird Holz in einer Kaskade genutzt, beginnend mit langlebigen Holzprodukten. Das Speicherpotenzial im Holzbau ist dabei noch längst nicht ausgeschöpft.

Waldbesitzer benötigen ein dauerhaftes Honorierungssystem für die Ökosystemleistungen der Wälder

Wälder sind komplexe und artenreiche Ökosysteme. Das allein wäre Grund genug, sie zu schützen und ihre Entwicklung zu fördern. Die Leistungen, die bewirtschaftete Wälder für die Allgemeinheit erbringen, gehen jedoch weit über die Erhaltung von Biodiversität hinaus. Heimische Wälder sind:

  • Trinkwasserfilter und Trinkwasserspeicher,
  • Luftfilter und Schallschlucker,
  • Holzbereitsteller und Arbeitgeber,
  • Freizeitkulisse und Erholungsraum,
  • Gesundheitsförderer und Ruhepol,
  • Lebensraum und Landschaft,
  • Kühlelemente und Schattenspender,
  • Kohlenstoffspeicher und Emissionssenke.

Wer Wälder bewirtschaftet, schützt und fördert, schafft Leistungen für das Gemeinwohl. Aus dem Holzverkauf lassen sich aber künftig kaum noch verlässliche Erlöse erzielen. Deswegen müssen die Ökosystemleistungen der Wälder dauerhaft finanziell honoriert werden. Ein verlässliches und dauerhaftes Honorierungssystem mit Lenkungswirkung in Richtung klimaresilienter Mischwälder schafft das für die Waldentwicklung benötigte Einkommen der Waldbesitzer.

Weiterführende Informationen

Das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik vom Oktober 2021 empfiehlt als wichtigste Maßnahme ausdrücklich, klimaresiliente und anpassungsfähige Wälder aktiv zu erhalten und zu entwickeln (Kap. 4.1). Außerdem wird dazu geraten, die Ökosystemleistungen der Wälder zu honorieren (Kap. 4.8).

Die Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik vom 22. Juni 2021 belegt, dass zwischen ca. 47 und 58 % des jährlichen Zuwachses von 2030 bis 2040 im deutschen Wald verbleiben müssten, wenn die vom LULUCF-Sektor (Land- und Forstwirtschaft) verlangte zusätzliche Senkenleistung allein durch CO2-Speicherung im Wald erreicht werden soll. Das ist eine Vorgabe, die sich mit multifunktionaler und nachhaltiger Waldwirtschaft nicht mehr in Einklang bringen lässt.

Am 06. Oktober 2021 unterstrich der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) mit der Unterzeichnung der „Wiener Erklärung“ die Bedeutung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung inmitten des EU-Zielkonflikts zwischen Biodiversität und Klimaschutz.

Unsere Einschätzung zu den Schwächen der Klimagesetzgebung des Bundes haben wir bereits geäußert.

Lesen Sie hier die Verordnung über Landnutzung und Forstwirtschaft für 2021-2030 der Europäischen Union.

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Beitragsbild: Waldschäden – G. Jehle