Pressemitteilung

Rote Liste: wie Forstwirtschaft den Vogelschutz unterstützt

In den vergangenen Jahrzehnten hat die baden-württembergische Forstwirtschaft im Bereich des Vogelschutzes große Fortschritte gemacht. Die zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts vorherrschenden naturfernen Altersklassenwälder wurden und werden mit viel Aufwand immer mehr zu naturnahen Wäldern weiterentwickelt. Mittlerweile gilt deshalb wieder die Hälfte der Wälder im Land als naturnah. Das ist die unmittelbare Folge der angepassten Gesetzgebung und der öffentlichen Förderung naturnaher Waldgesellschaften. Auch der Vertragsnaturschutz unterstützt diese Entwicklung.

Alt- und Totholzkonzept schützt ein Drittel der Waldarten

Ein weiteres wirksames Instrument zum Schutz von Waldvögeln ist das Alt- und Totholzkonzept. Es fördert direkt diejenigen Arten, die in irgendeiner Phase ihres Lebens altes oder totes Holz benötigen. Das sind ca. ein Drittel der im Wald vorkommenden Arten, darunter viele Vögel. Vor allem die Spechte nutzen Totholz, gefolgt von mehreren Meisenarten, Baumläufern, Schnäppern und einigen Drosseln.

Im öffentlichen Wald sind das Alt- und Totholz-Konzept oder vergleichbare Instrumente fast flächendeckend vorhanden. Staats- und Kommunalwald haben einen Anteil von 64% am Gesamtwald in Baden-Württemberg.

Forstwirtschaft unterstützt Vogelschutz

Kulturlandschaft und Wald haben sich stark verändert

Die Vielfalt der Vogelwelt zum Beginn des 20. Jahrhunderts war eine unmittelbare Folge der verfügbaren Habitate in der Kulturlandschaft. Nieder- und Mittelwälder, die infolge ihrer Bewirtschaftung mosaikartige und lichtere Waldstrukturen gebildet haben, sind aus dieser Kulturlandschaft verschwunden.

Wälder sind insgesamt dichter und dunkler geworden. Kahlschläge im größeren Ausmaß sind verboten. Naturnah bedeutet nicht zwangsläufig artenreich – Von Menschen genutzte Wälder haben in der Vergangenheit den Artenreichtum begünstigt.

Das Licht kehrt zurück in die Wälder

Die starke Abnahme lichter Waldstrukturen und die Folgen für die Biodiversität wurden jedoch erkannt. Stellenweise werden bereits wieder spezielle Lichtwaldkonzepte umgesetzt und die laufende Forschung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) befasst sich unter anderem mit der Reaktivierung von Mittelwaldstrukturen.

Waldsäume, die besonders artenreich sind, werden landesweit kaum im größeren Umfang hergestellt. Der Hochwald grenzt viel zu häufig an eine ausgeräumte Feldflur. Wer also die Vielfalt der Vogelwelt erhalten will, muss die Vielfalt der Kulturlandschaft fördern und sichern!

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Weiterführende Informationen

Erfahren Sie mehr über die laufende Forschung der FVA zur Erhaltung und Wiederherstellung lichter Waldstrukturen.

Auch die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg forscht zum Habitatmanagement für Lichtwaldarten auf der Schwäbischen Alb.

Lernen Sie bei waldwissen.net die Bedeutung von Alt- und Totholz für einheimische Vogelarten kennen.

Für den kommunalen und privaten Waldbesitz wird Vertragsnaturschutz durch die VwV Nachhaltige Waldwirtschaft gefördert.

Der NABU Baden-Württemberg beklagte 2021 den größten Artenschwund bei Feld- und Wiesenvögeln.

Das Interview mit der LWV-Geschäftsführerin zum Vogelschutz im Wald auf forstpraxis.de.