Neuigkeiten | 8. August 2025

Mitgliederversammlung 2025 im Kloster Kirchberg

Am 22. Juli 2025 trafen sich Vorstände und Mitglieder des Landeswaldverbands zur Mitgliederversammlung 2025 im Kloster Kirchberg. Die Örtlichkeit, bei Sulz am Neckar umgeben von Wald gelegen, bot Gelegenheit für einen intensiven Austausch zu waldpolitischen Themen. Als Gäste lieferten Matthias Kiess (MLR) und Steffen Meyer (UFB-Sprecher im Landkreistag) wertvolle Impulse. Alfred Rupf (VFS) wurde mit sehr persönlichem Dank aus dem Vorstand des Landeswaldverband verabschiedet.

Rückblick auf 2024 & Ausblick auf das kommende Halbjahr

Nachdem die Teilnehmenden durch den Bergfelder Wald zum malerisch gelegenen Tagungsort vorgedrungen waren, fanden sie sich im Berneuchener Zimmer des ehemaligen Dominikanerinnenklosters zusammen. Berichte aus Vorstand, Geschäftsführung und Öffentlichkeitsarbeit eröffneten den organisatorischen Teil der Versammlung, anschließend folgte eine Aussprache unter den Mitgliedern.

Dabei wurden unter anderem die weiteren mögliche Aktivitäten des Verbandes in der zweiten Jahreshälfte erörtert. Insbesondere die Vorbereitung auf die Landtagswahl 2026 war hierbei Thema – der Landeswaldverband und seine Mitgliedsvereine möchten hier den konstruktiven Dialog mit der Politik fortsetzen und weiterhin aktuelle Erkenntnisse aus der Praxis an die Entscheidungsträger:innen im Landtag spiegeln.

Vorstand des Landeswaldverbands: Frieder Kurtz folgt auf Alfred Rupf

Bereits auf der letzten Mitgliederversammlung im August 2024 hatte Alfred Rupf, der den Verein für Forstliche Standortskunde und Forstpflanzenzüchtung e.V. im Landeswaldverband vertritt, seinen Rückzug aus dem Vorstand angekündigt. Neben seinem Engagement im VFS war Rupf fast 30 Jahre lang Forstdirektor im Forstbetrieb des Hauses Württemberg. Während seiner Dienstzeit setze er sich für den offenen Dialog und ein konstruktives Miteinander unter Forstleuten aus Privatwald sowie Landes- und kommunalen Forstbehörden ein. Vorstand Dietmar Hellmann, der den BDF Baden-Württemberg im Landeswaldverband vertritt und bis Juli 2025 den Forstbezirk Odenwald bei ForstBW leitete, fand in einer Rede bewegende Worte für den Kollegen: „Dass du stets den Schulterschluss auch zu uns im Staatswald gesucht hast, ist keine Selbstverständlichkeit. Dafür und auch für dein unermüdliches Engagement, möchte ich dir herzlich danken.“

Nicht nur für seine Arbeit im Vorstand des Landeswaldverbands, sondern auch für sein jahrzehntelangen Einsatz für den Wald, erhielt Alfred Rupf Applaus aus der gesamten Mitgliederversammlung. „Ich bedanke mich ganz herzlich für die tatkräftige Zusammenarbeit und eure Worte“, sagte Alfred Rupf zum Abschied – und versicherte, das Geschehen in Wald und Forstpolitik auch in Zukunft interessiert zu verfolgen.

Als Nachfolger für Alfred Rupf im Vorstand des Landeswaldverbands wählten die Mitglieder anschließend einstimmig Frieder Kurtz. Er hatte den VFS bereits seit einem Jahr gemeinsam mit Rupf im Landeswaldverband vertreten und sich so in die Vorstandsarbeit eingebracht. Zum offiziellen Einstand überreichte der Vorstandsvorsitzende Reinhold Mayer ein Mitbringsel von einer Exkursion, die er im April 2025 mit der ANW Baden-Württemberg nach Chile unternahm.

Matthias Kiess: Forstpolitik von der EU bis zur Landesebene

Nach der Mittagspause mit exzellenter Verpflegung durch das Küchenteam folgte am Nachmittag die Strategieklausur. Zum Einstieg lieferten zwei Gäste wertvolle Impulsvorträge, die aktuelle Entwicklungen aus der Forstverwaltung beinhalteten. Für das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) sprach Matthias Kiess als Referatsleiter Waldpolitik.

Er beleuchtete dabei, wie der Green Deal der EU als Reaktion auf Klima- und Biodiversitätskrise entstand. Dadurch sollten internationale Impulse in Europa greifbar gemacht werden – was speziell in Deutschland, wo Waldpolitik weitestgehend Ländersache ist, für Herausforderungen in der Umsetzung sorgt. Etwa 80 % aller wesentlichen waldpolitischen Entscheidungen werden inzwischen von Brüssel geprägt. Kiess betonte, dass es allerdings nur wenige Praktiker:innen auf EU-Ebene gibt. „Der Input von Organisationen wie dem Landeswaldverband mit seinen vielseitigen Mitgliedsvereinen ist daher immer gerne gesehen und kann einen großen Einfluss haben“, ermunterte Kiess die Anwesenden.

Steffen Meyer: Was beschäftigt die Unteren Forstbehörden?

Steffen Meyer ist seit 2025 Sprecher der Unteren Forstbehörden beim Landkreistag. „Wir sind die Schnittstelle zwischen EU-Vorgaben und den Waldbesitzenden, die diese umsetzen sollen“, fasste er zusammen. Er berichtete in seinem Impulsvortrag, dass neue europäische Aufgaben auf knappe Ressourcen vor Ort treffen und Baden-Württembergs Untere Forstbehörden so vor großen Herausforderungen stehen. Beratung und Förderung, Digitalisierung sowie eine attraktive Ausbildung und die Sicherung des forstlichen Wissenstransfers sind für Meyer entscheidend, um diesen zu begegnen.

Als großes Problem sieht Steffen Meyer zudem, dass die Auswirkungen des Klimawandels vielerorts so schnell voranschreiten, dass auch die Waldbesitzenden sich bei der Anpassung nicht allein auf ihre jahrzehntelange Erfahrung verlassen können. „Deshalb müssen Beratung und Förderung unkomplizierter zugänglich werden“, betonte Meyer. Den Landeswaldverband sieht er dabei als wichtige Schnittstelle, um Bedürfnisse und Stimmungen aus der forstlichen Praxis für die Landespolitik zu bündeln.

Lebhafter Austausch im World Café

Nach den Impulsvorträgen von Matthias Kiess und Steffen Meyer priorisierten die Teilnehmenden die zahlreichen Themenfelder für die anschließende Gruppenarbeit im „World Café“-Format. Die Räumlichkeiten des Kloster Kirchberg boten mit Rückzugsorten von der alten Klosterapotheke bis hin zum Kreuzgang im Außenbereich viele Möglichkeiten, um konzentriert die Köpfe zusammenzustecken. Dabei wurden Themen von Förderung und Digitalisierung über Forstberufe im demografischen Wandel, die Herausforderungen der Jagd bis hin zum Waldnaturschutz diskutiert. Dazu erörterten zunächst Expertengruppen wichtige Impulse für ihre Kernthemen. Im nächsten Schritt wechselten die Gruppen, sodass die ursprünglichen Ideen durch neue Perspektiven erweitert wurden. Am Ende stand für jedes Thema eine waldpolitische Forderung, die dem Landeswaldverband als Arbeitsgrundlage für die künftige Positionierung dienen soll.

Catharina Hehn-Ziegler, Präsidentin des Baden-Württembergischen Forstvereins e.V. sagte: „Ich habe die Arbeitsatmosphäre als sehr konstruktiv und inspirierend erlebt. Das ist nicht selbstverständlich, wenn so viele unterschiedliche Verbände zusammenkommen. Dennoch wurde klar: wir schauen alle in dieselbe Richtung, obwohl der Blickwinkel der einzelnen Organisation unterschiedlich ist. Und genau davon profitieren die Diskussionen und gemeinsamen Ergebnisse, denn sie repräsentieren nicht nur eine einzelne Position, sondern bündeln aktiv die Stimmen für den Wald in Baden-Württemberg – ganz im Sinne des Baden-Württembergischen Forstvereins.“

Auch Jörg Kuebart, der die IG BAU im Landeswaldverband vertritt, lobte die Zusammenarbeit während des Workshops: „Ich bin beeindruckt von der konzentrierten Arbeit der einzelnen Mitglieder, die sich in ihren Beiträgen auf das Wesentliche beschränkten. Das World-Café war sehr gut vorbereitet und brachte in einer überschaubaren Zeit gut verwendbare Ergebnisse für die weitere Arbeit des Verbandes.“

Gute Voraussetzungen für waldpolitische Arbeit

Die Impulsvorträge von Matthias Kiess und Steffen Meyer sowie die anschließende Diskussion im World Café boten wertvolle Gelegenheiten, um gemeinsam die wichtigsten Themen für die Verbandsarbeit der nächsten Monate zu erörtern. Matthias Krug, Vertreter des VFS, ist zuversichtlich: „Die heutige Zusammenkunft aller Verein und Verbände hat wieder gezeigt, wie positiv und wichtig es ist, dass der Wald in Baden-Württemberg durch den Landeswaldverband eine starke Stimme im politischen Raum erhält.“

Für Matthias Krug war die Erkenntnis wichtig, dass die Forstpolitik des Landes nicht nur in Baden-Württemberg gestaltet wird: „Deutlich wurde auch, dass die Wald- und Forstpolitik auf Europäischer Ebene für das Waldmanagement in Baden-Württemberg zunehmenden und erheblichen Einfluss haben wird. Vor allem hier müssen wir als Landeswaldverband weiter aktiv sein. Als Vertreter des VFS war es heute erfrischend zu erlebend, mit welchem Engagement Vorstand und Geschäftsführung des Landeswaldverbands die vielen Themenbereiche zielgerichtet im Blick haben. Als Gemeinschaft sind wir stark – weiter so“.

Gegen 18 Uhr – im Kloster Zeit für das Abendgebet – beendeten die Teilnehmenden die Strategieklausur. Wichtige Impulse aus der Mitgliedschaft bereicherten die Verbandsarbeit, welche in die Aktivitäten der Geschäftsstelle einfließen werden. Als Landeswaldverband bedanken wir uns bei allen Anwesenden für ihre tüchtige Mitarbeit sowie die wertvollen Anregungen aus der Praxis durch Matthias Kiess und Steffen Meyer. Ein besonderer Dank gebührt zudem erneut dem Team des Kloster Kirchberg, das uns wie schon im Februar 2022 großartig bewirtet hat.

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