Fachaustausch mit dem Technikum Laubholz in Wimsheim
Am 24. Juni 2025 folgte das Technikum Laubholz einer Einladung nach Wimsheim, um den Beginn der Wertschöpfungskette des Rohstoffs Holz näher kennenzulernen. Bereits Ende Januar 2025 besuchten die Vorstände des Landeswaldverbands das Technikum Laubholz in Göppingen. Ziel damals war es, mehr über die innovativen Prozesse zur Holzverwertung zu erfahren, die die außeruniversitären Forschungseinrichtung entwickelt. Beim jetzigen Gegenbesuch standen sowohl waldbauliche als auch wirtschaftliche Fragen auf dem Themenplan.

Welche Rolle kommunaler Wald für die Holznutzung der Zukunft spielt
Eingeladen hatte der Landeswaldverband gemeinsam mit der Gemeinde Wimsheim. Bürgermeister Mario Weisbrich empfing die Gäste im Rathaus der Gemeinde und gewährte Einblicke in die Bedeutung des Gemeindewalds in der Kommunalpolitik. „Wald wird nicht als Wirtschaftsgut gesehen – hat aber dennoch eine hohe kommunalpolitische Bedeutung“, erklärte Weisbrich. „Für die Bevölkerung sind unsere Waldgebiete als Naherholungsgebiet wichtig. Wasserschutz, Klimaschutz und Temperaturregulierung sind weitere wichtige Themen – im wirtschaftlichen Gesamthaushalt ist der Wald nicht bedeutend, aber wegen seiner weiteren Funktionen unverzichtbar.“

Außerdem wichtig für die Zusammenarbeit mit einer Einrichtung wie dem Technikum Laubholz: „Die 1.101 Kommunen sind zusammen der größte Anbieter von Laub-Industrieholz in Baden-Württemberg und somit ein wichtiger Partner für die aufkommende laubholzbasierte Bioökonomie.“ Der Bürgermeister warb daher für ein planvolles und gemeinsames Vorgehen, um neue Potenziale bei der Laubholzverwendung zu erschließen.

Ulrich Potell, Geschäftsführer im Landeswaldverband, erklärte am Beispiel des Verbands, wie wichtig die Zusammenarbeit unterschiedlicher Wald-Akteur:innen ist. Während der Klimawandel für stetig neue Herausforderungen und sich ändernde Grundbedingungen sorgt, suchen diese Waldprofis gemeinsam nach Lösungen für klimafitte und wirtschaftliche tragfähige Waldbewirtschaftung. „Von Forstleuten über Vertreter:innen aus Waldbesitz, Jagd und Forstpflanzenkunde bis hin zum Naturschutz: Niemand kann mit Sicherheit voraussagen, wie der Wald der Zukunft aussieht. Aber alle bemühen sich mit ihrer jeweiligen Expertise, Schritt für Schritt in die aus heutiger Sicht richtige Richtung zu gehen. Dabei ist die Vielfalt im Denken und Handeln mindestens ebenso wichtig wie die Vielfalt an Strukturen und Arten in den Wäldern selbst.“

Laubholz-Potenziale im Gemeindewald Wimsheim
Wie das in der Praxis aussieht, zeigte Rolf Müller, der den Ökologischen Jagdverein Baden-Württemberg im Landeswaldverband vertritt. In der Region ist er nicht nur Jäger, sondern auch Forstrevierleiter für die Gemeinden Wimsheim, Wurmberg, Heimsheim und Friolzheim. Passenderweise führte Müller die Gruppe daher gleich vom Rathaus in den Wimsheimer Gemeindewald. Hier konnte sie verschiedene Laubholz-Potenziale direkt vor Ort erleben.


Von der ehemaligen Weihnachtsbaum-Plantage, auf der mit finanzieller Unterstützung eines lokalen Unternehmens mittlerweile ein junger Mischwald mit mehreren Hektar heranwächst, bis zur gezielten Durchmischung ehemaliger Nadelbaumflächen mit Eichen, zeigte Müller, welche unschätzbare Arbeit Forstleute mit ihrem umfassenden Fachwissen leisten. „Diese anspruchsvolle Art des Waldbaus können die Förster in Baden-Württemberg allerdings nur leisten, wenn Ihnen auch die notwendige Zeit dafür bleibt. Zu große Revierzuschnitte gehen hier auf Kosten der Qualität der Arbeit vor Ort“, erklärte Rolf Müller. Umso wichtiger sei es deshalb, dass die Wertschöpfungskette Laubholz auch auf der Rohstoffseite ein solides Einkommen generiert, sodass der Umbau hin zum klimastabilen Mischwald auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament steht.

Ökologische Verantwortung & wirtschaftliche Lösungen
Für das Team vom Technikum Laubholz war der Austausch mit kleiner Waldexkursion ein wertvoller Einblick in die kommunale Waldbewirtschaftung. So vielfältig, wie die Ansätze in den über 1.000 Gemeinden Baden-Württembergs sind, so flexibel müssen auch die Lösungen der zukunftsfähigen, regionalen Holznutzung sein: “Laubholz ist ein Schlüsselrohstoff für eine nachhaltige Zukunft. Damit sein Potenzial voll ausgeschöpft werden kann, braucht es starke Partnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Wald bis zur industriellen Nutzung. Der persönliche Austausch mit der Praxis zeigt uns immer wieder: Nur wenn wir ökologische Verantwortung und wirtschaftliche Lösungen zusammendenken, kann die laubholzbasierte Bioökonomie langfristig erfolgreich sein.“

Nach so viel Input war zum Abschluss des Treffens auch noch Zeit zum gemütlichen Beisammensitzen. Beim gemeinsamen Grillen am Waldschlösschen Wimsheim bedankte sich der LWV-Vorsitzende Reinhold Mayer für den gelungenen Dialog. “Gerade auch beim Themenfeld Wald und Rohstoff Holz ist ein regelmäßiger Austausch zwischen Forschung und Praxis vor Ort notwendig. Nur so kann die ganze Rohstoff- und Produktkette für alle Beteiligten erfolgreich in Wert gesetzt werden.”
