Pressemitteilung

Nutzwälder binden laufend am meisten CO2

Gezielte Waldbewirtschaftung steigert die CO2-Senkenleistung: Am Freitag 5. Mai treffen sich 180 Waldexperten zum Austausch in Stuttgart. Der Landeswaldverband hat für seinen Waldgipfel der Nachhaltigkeitsforscher Prof. Dr. Franz Josef Radermacher eingeladen. Die Betrachtung der Klimaschutzleistung bewirtschafteter Wälder steht im Fokus der Betrachtung des Experten.

„Auf den Vortrag von Prof. Radermacher freuen wir uns besonders,“ so Dietmar Hellmann, Vorsitzender des Landeswaldverbands. „Seine Perspektive als Nachhaltigkeitsforscher und seinen Blick auf den Wald über den deutschen und europäischen Tellerrand hinaus ist für uns Forstleute und Holzexperten sehr bereichernd, vor allem in der aktuellen Debatte um Holznutzung. Herr Radermacher gibt eine Einschätzung zu einer zielgerichteten globalen Nutzung von Wäldern.“

12 Thesen zur Bedeutung und Nutzung der Wälder weltweit

Hier in Kürze die 12 Thesen von Prof. Franz Josef Radermacher zur Bedeutung und Nutzung der Wälder:

  1. Wälder sind eine sehr kostbare Ressource.
  2. Alte Wälder sollten wegen vieler Beiträge, u.a. zur biologischen Vielfalt, geschützt werden, auch wenn sie kaum noch zusätzliches CO2 binden. Waldeigentümer sollten für Einkommensausfälle, die aus dem Erhalt resultieren, öffentlichen Ausgleich erhalten.
  3. Regenwälder, vor allem tropische Regenwälder, sind konsequent zu schützen. Eine Honorierung von 50-100 USD pro Hektar durch die Weltgemeinschaft wird vorgeschlagen, sofern nach einem Jahr der Hektar Regenwald noch intakt erhalten ist.
  4. Nachhaltig betriebene Regenwälder erlauben eine Nutzung für Agroforstsysteme und eröffnen Chancen für den Tourismus.
  5. Konsequenter Regenwaldschutz kann die Klimabelastung der Welt um etwa 3 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr verringern.
  6. Der Großteil der Wälder sollte als Nutzwald betrieben werden. Die „Ernte“ erfolgt z.B. nach etwa 40 Jahren. Gerade in seiner wuchsstarken Jugendphase bindet der Wald besonders viel CO2. In der Regel sollen die genutzten Flächen nach der „Ernte“ sofort wieder aufgeforstet werden.
  7. „Geerntetes“ Holz sollte in der Regel kaskadenartig genutzt werden. Thermische Nutzung sollte möglichst nur am Ende der Kaskade bzw. bei Restholz und Abfällen erfolgen. „Geerntetes“ Holz wird in Gebäuden, Möbeln etc. genutzt.
  8. Thermisch genutztes Restholz wird klimaneutral verbrannt, z.B. als Pellets. Das CO2 sollte abgefangen werden, hat einen ökonomischen Wert, und stellt als biogenes CO2 einen Ausgangspunkt z.B. für die Produktion synthetischer Kraftstoffe dar.
  9. Über Pyrolyse kann Altholz unter Wärmeerzeugung zur Produktion von Bio- und Holzkohle genutzt werden. Diese stellen einen wichtigen Bodenverbesserer dar. Die Kohle hat als „Removal“ (Entnommener atmosphärischer Kohlenstoff) einen hohen ökonomischem Wert im Klimabereich.
  10. Für Kurzumtriebsplantagen gilt dasselbe wie für Altholz. Das biogene Material ist vor allem vorteilhaft für die Produktion von synthetischen Kraftstoffen und als Basis für die chemische Industrie.
  11. Die verfügbare Holzmenge ist für die vielen wünschenswerten Nutzungsformen viel zu klein. Das war schon vor 300 Jahren zur Zeit von Hans Carl von Carlowitz so.
  12. Holz hat eine Rolle beim Bauen, z.B. Innenausbau, Sanierungen und einfache Neubauten. Es ist aber nicht der Schlüssel zu einem in Breite nachhaltigkeitskonformen Gebäudebestand. 

Fazit

Letztlich muss und wird der weitere technische Fortschritt der entscheidende Hebel zur Lösung der Klimaprobleme bei gleichzeitigem Erhalt und Ausbau des Wohlstands für immer mehr Menschen sein. Der potenzielle Beitrag der Wälder zum Klimaschutz ist groß. Er sollte dennoch nicht überschätzt werden. Vor allem scheint es unmöglich, dass waldbasierte Biomasse den Ressourcenhunger einer ständig wachsenden Wirtschaft dauerhaft befriedigen kann. Um das Potenzial der deutschen Wälder für den Klimaschutz auszuschöpfen, muss weiterhin auf großer Fläche eine klimaangepasste multifunktionale Bewirtschaftung stattfinden.

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Weiterführende Informationen

Die Position des Landeswaldverbands zur Holznutzung: https://lwv-bw.de/holznutzung-vier-forderungen/